EI at the GEW national congress in Germany: "Quality education for all is the key to economic recovery in all countries"
Better employment conditions and quality education are two sides of the same coin, said Ulrich Thöne in his address to the national congress of the German education union, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), held in Nuremberg from 25-28 Apr.
Thöne, who was re-elected president for another four-year term, called for an increase of the national education budget by 43 billion euros, from the current 5% of the the country’s gross domestic product to 7%. The increase is needed to recruit more teachers and staff and improve the education infrastructure.
Addressing the congress, Minister of Foreign Affairs Frank-Walter Steinmeier, who is also the candidate from the Social Democratic Party SPD for the chancellorship at the elections this autumn, said that the achievement of the right to education is one of the priorities of his party:
“It is not right allocating billions of euros to protect banks (...) but to not make the necessary funds available for adequate schoolbuildings and teaching jobs.”
That same message was conveyed by Michael Sommer, President of the German trade union confederation - Deutsche Gewerkschaftsbund(DGB), who addressed the effects of the current economic crisis and emphasized the importance of increased investments in the public sector, particularly education.
He also congratulated the GEW for being one of the few German unions which have succeeded to stop a decline of its membership. Since 2006 GEW membership is on the rise again.
Some 500 delegates attended the GEW congress, as did more than 30 international guests.
EI General Secretary, Fred van Leeuwen, called for action against the reduction of education budget resulting from the global financial crisis. This is not a time to reduce education spending but rather to increase investments in our sector, according to Van Leeuwen: “Quality education for all is the key to economic recovery in all countries.”
He added that when millions of people in the emerging economies of Eastern Europe are thrown back into poverty, this will not only be a social disaster but also a serious threat to democratic development.
“We are not part of the problem, we are part of the solution,” he concluded, urging delegates to take part in a demonstration organized by the European Trade Union Confederation (ETUC) on 16 May in Berlin.
Below is a copy of van Leeuwen's speech in German.
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GEW-Gewerkschaftstag, Nürnberg, 26 April 2009 Rede von BI Generalsekretär Fred van Leeuwen
Liebe Kolleginnen und Kollegen
Ich begrüsse euch im Namen der über dreißig internationalen Gäste, die an diesem 26. Gewerkschaftstag der GEW zugegen sind, sowie im Namen der Bildungsinternationale (BI), eurer internationalen Gewerkschaftsorganisation.
Wir haben gestern und heute morgen gehört, dass wir in einer dramatischen Zeit leben. Vor 20 Jahren erlebten wir mit dem Ende der Sowjetunion und der Wiedervereinigung Deutschlands grosse geopolitische Veränderungen. Und diese zwei Jahrzehnte stehen auch für die Entstehung der Ideologie eines unregulierten Marktes und die Zurückdrängung des öffentlichen Sektors. In dieser Epoche entwickelte sich eine gigantische Blase, die nun geplatzt ist. Wir haben darvor gewarnt. Wir haben unsere Regierungen immer und immer wieder davor gewarnt dass eine unregulierter freier Markt, Finanz Markt, sozial riskante und gefährliche Entwicklungen hervorbringt. Und was sehen wir Heute? Die Arbeitsplaetze und das Wohlergehen von Millionen von Menschen weltweit sind betroffen. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) berichtet, dass weitere 50 Millionen Beschäftigte dieses Jahr arbeitslos werden. Und das ist vermutlich noch unterschätzt.
Millionen Menschen in Osteuropa, Indien und Brasilien, Südafrika und China werden wieder in die Armut zurückgeworfen. Das ist nicht nur eine soziale Katastrophe, sondern auch eine ernsthafte bedrohung für die demokratischen Entwickelung. Während der Norden vollauf damit beschäftigt sein wird, für sich Wege aus der Krise zu finden, werden die Allerärmsten im Süden schlimmer betroffen sein als jemals zuvor. In immer mehr Entwicklungsländern stehen Bildungssysteme unter grossen Druck, weil der Fluss der Finanzen von der Nord nach Süd ausgetrocknet wird. Ich komme gerade aus Nepal wo als Folge diese Entwicklung die Klassenfrequenzen in Teilen des Landes die Zahl von 300 überschritten haben. Und lasst mich hinzufügen die Lehrkräfte dort sind meistens unqualificiert.
Dennoch, und das ist meine Botschaft heute, sind gerade die Menschen im Süden und im Norden, die am stärksten von der globalen Krise betroffen sind, auch gleichzeitig jene, die den Schlüssel für eine globale Gesundung, einen globalen Aufschwung in den Händen halten.
Liebe Kolleginenn, liebe Kollegen, genau da kommen wir ins Spiel, weil in jede Krise auch eine Chance steckt.
Bildung für Alle, qualitativ hochwertige Bildung fuer alle Kinder und Jugendliche ist der Schlüssel zum Aufschwung in allen Nationen. Wir haben ausgerechnet dass um dieses Ziel zu erreichen, wir in den kommenden Jahren 18 million zusätzliche Lehrkräfte brauchen. 13 million aus dem Süden und 5 million aus dem Norden.
Aber wir fürchten dass kurz- und mittelfristig viele Schulen in der Welt von Budgetkürzungen betroffen sein werden. Und viele von unseren Mitgliedern um ihren Arbeitsplatz bangen müssen werden. Nicht nur an Schulen, sondern auch an anderen Bildungseinrichtungen. In verschiedenen Europäische Ländern haben Regierungen solche Kürzungen schon angekündigt.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Dies ist nicht hinnehmbar!
Wir müssen uns mehr denn je für die Finanzierung von Qualitätsbildung und für den Erhalt von Arbeitsplaetzen für Lehrkräfte und andere Beschäftigte im Bildungswesen einsetzen. Regierungen sollen Menschen einstellen und sie nicht rauswerfen. Wir sind nicht ein Teil des Problems, wir sind ein Teil der Lösung. Es ist an der Zeit, dass wir in die Offensive gehen – Global, national und lokal.
Unsere Europäische Organisation EGBW organisiert in den kommenden Wochen in verschiedenen Europäischen Hauptstätte grossen Demonstrationen. Auch in Berlin – am 16ten Mai. Ich rufe euch auf. Fahrt nach Berlin und beteiligt euch!
Ich habe verstanden, dass die deutsche Regierung 6,5 Milliarden Euro für Infrastrukturmaßnahmen in Schulen und Universitäten zur Verfügung stellt. Dies ist sehr zu befürworten. Aber wir müssen über die Infrastruktur hinausgehen und vor allem in die Menschen investieren, die im Bildungsbereich arbeiten.
Unsere Kinder und Jugendlichen brauchen qualitativ gut ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer und Dozentinnen und Dozenten an den Hochschulen. Die Beschäftigten im Bildungswesen spielen auch eine immens wichtige Rolle in der Wahrung von Qualität und für sichere Lernumgebungen.
Der Internationale Währungsfond - in der Vergangheit immer unser Gegner - sagt nun dass Investitionen in den öffentlichen Sektor doppelt so große Auswirkungen auf die wirtschaftliche Erholung haben werden als reine Steuersenkungen.
Daraus ergeben sich für uns drei Prioritäten:
- Die Kapazität von beruflicher Bildung und Weiterbildung muss gesteigert werden. Es müssen Maßnahmen getroffen werden , die die Menschen befähigen ,sich den massiven wirtschaftlichen Veränderungen zu stellen.
- Im Hochschulwesen und in der Forschung, wo Privatisierung in den letzten Jahren rapide zugenommen hat, müssen Regierungen der Realität ins Auge sehen, dass erhöhte öffentliche Mittel benötigt werden , um wichtige Innovationen voranzutreiben.
- Und schließlich müssen die Regierungen sich weiterhin für die Erreichung der Millenniumsziele zur Halbierung der Armut und zur Durchsetzung der Rechts auf Bildung für Alle in den Entwicklungsländern, engagieren.
Die Bildungsinternationale unterstützt diese Forderungen mit aller Kraft und macht Lobbyarbeit bei die globalen Institutionen. Wir stellen fest, dass unsere Positionen sich inzwischen in den G20 - und G8- Erklärungen wiederfinden.
Aber dies ist erst der Anfang. Wir müssen dafür sorgen, dass die Politiker ihre Versprechen halten.
Eine neue Weltwirtschaft muss ein stärkeres Fundament haben, das auf Bildung, und auf den Stärken der Bürger und auf Gleichheit und Gerechtigkeit basiert, ebenso wie auf qualitativ hochwertigen öffentlichen Dienstleistungen.
Der Einsätze sind hoch. Es geht um viel, da die Finanz- und Wirtschaftskrise die bereits existierenden Krisen verstärkt, wie die Ernährungskrise, die Ströme von Flüchtlingen und Arbeitsmigranten, die Konflikte zwischen Kulturen, und nicht zuletzt den Klimawandel. Die Bedrohungen für den sozialen Zusammenhalt sind gross.
Aber es sind die Krisenzeiten in denen Geschichte gemacht wird. Gemeinsam können wir internationale Veränderungen bewirken. Das Wissen um die Notwendigkeit von Veränderung muss uns antreiben.
Dies ist die große Herausforderung - für die Bildungsinternationale im globalen Kontext und für jede einzelne Mitgliedsgewerkschaft im nationalen Rahmen. Dies ist auch die aktuelle Herausforderung für die GEW.
Es ist Zeit das was uns als Gewerkschaften stark gemacht hat, wieder aus den Schubladen zu holen und ab zu stauben: Solidarität! National und International. Zwischen Länder, zwischen Gewerkschaften, zwischen Menschen. Wie schon gesagt: Jede Krise, wie schlimm sie auch ist, generiert neue Chancen. Lasst uns sie ergreifen. Nicht Morgen, sondern Heute! Jetzt!